Blick zurück in die Geschichte - BICYCLEPASS

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Blick zurück in die Geschichte - BICYCLEPASS

Heimatverein Greven
Veröffentlicht von Wolfgang Knoke · Samstag 09 Jul 2022
Bis in die 1920er Jahre hinein musste man in Preußen, also auch bei uns in Greven, bei Fahrten mit dem Rad eine „Radfahrkarte“ bei sich haben. Mit Datum vom 26. November 1900 forderte der Regierungspräsident auf, „durch eine entsprechende Bekanntmachung das Publikum auf die neue Verordnung hinzuweisen.“ Auf der Rückseite der Radfahrkarte waren damals alle örtlichen Straßen verzeichnet, die man mit dem Fahrrad nicht befahren durfte. Außerdem war im Innern nachzulesen, wie das Fahrrad ausgerüstet sein musste und welche Vorschriften einzuhalten waren. Derartige Radfahrkarten konnten für Greven bisher nicht nachgewiesen werden.
 
Dafür gab es in Greven ab 1945 etwas Besonderes: den sogenannten „BICYCLEPASS“.
 
1945 wurden das Grevener „Nordviertel“ (wenige Tage nach Kriegsende) und die Blöcke A und B in Reckenfeld (sechs Wochen später) auf Anordnung den Alliierten für ein „Displaced Persons Assembly Center“, also das sogenannte DP-Lager, von der deutschen Bevölkerung geräumt. Ehemalige Zwangsarbeiter, die als Ersatz für deutsche Arbeitskräfte geholt worden waren, und Flüchtlinge aus dem Baltikum bezogen die geräumten Gebäude. Die Verwaltung dieser exterritorialen Lager erfolgte durch UNO-Behörden; die Amtssprache war englisch. Die Grevener Verwaltung war angehalten, Hilfestellung zu leisten. Wer glaubhaft nachweisen konnte, dass er ein Fahrrad, zum Beispiel aus beruflichen Gründen, benötigte, erhielt einen „BICYCLEPASS“ ( Fahrrad-Ausweis). Dieser war 10,5 mal 7,5 Zentimeter groß, hellbraun und nur auf einer Seite bedruckt. Überschrieben war er mit „D.P. AND PWA CAMP“ und enthielt außer dem Hinweis „BICYCLEPASS“ den Namen des Inhabers und seine Adresse, die Nummer des Fahrrads (CYCLE-NR) und den Ausstellungstag. Der Aussteller war „Der Amtsbürgermeister als Ortspolizeibehörde“.
 
Ferdi Mehl, Vorstandsmitglied des Heimatverein Greven e.V. ist es jetzt gelungen, über Ebay einen dieser raren, im Laufe der Jahrzehnte verschollenen Fahrradausweise zu ersteigern. Ausgestellt am 11. August 1945 für eine Josefa Hübers. Bürokratischer Funfact am Rande: Das Fahrrad erhielt die laufende Nummer 2801, diese war wahrscheinlich auch am Fahrrad angebracht.  Auf das es zu verhindern galt, dass ein fremdes Fahrrad, mit dem nicht zugehörigen Pass, in den Grevener Norden gelangte.
 
Und da meckere noch einer über unsere heutige Bürokratie.

Foto: Ferdi Mehl


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