|  We wät den sowat?

Greven am Karfreitag 1945

Im März stand der Rückblick auf den Karfreitag 1945 im Mittelpunkt. Ludger Hidding schilderte aus eigener Erinnerung und Berichten von Zeitzeugen die dramatischen Ereignisse rund um das Munitionsdepot Gronenburg. Spannend waren die Berichte über Sprengungen, mutigen Widerstand und die Rettung der Stadt. Auch persönliche Geschichten von Familien, Kriegsgefangenen und Begegnungen mit Soldaten wurden geteilt. Die Teilnehmer zeigten sich dankbar, dass Greven damals vor der völligen Zerstörung bewahrt wurde.

Beim Treffen des Plattdeutschen Ringes mussten Stühle gerückt werden. Der Versammlungsraum war bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu Beginn wurde gemeinsam das plattdeutsche Lied „Alle Vüëgel sint wier dao“ gesungen. Heinz Battling begleitete dieses Lied, wie auch die Lieder im weiteren Verlauf, auf seinem Akkordeon. Plattdeutsche Dönekes und Vertellsels trug Willem Beuning vor. Dieser Part ist inzwischen fester Bestandteil beim Treffen. Auch sein neues Ratespiel „Wel wiët dan sowat?“ sorgte wieder für Spannung und Heiterkeit. Es geht dabei um drei mögliche Bedeutungen. Für die richtige Antwort gibt es drei Punkte.

Mit Spannung erwartet wurde der Rückblick auf den Karfreitag 1945. Aus eigenem Erleben und Berichten von Augenzeugen schilderte Ludger Hidding die Ereignisse dieses denkwürdigen Tages. Um die Besonderheiten verständlicher zu machen, gab er zuerst anhand einer alten Karte einen Überblick über das Gronenburg-Gebiet. Und er beschrieb die Ursprünge und die Planung und Entstehung der Anlage und der Gebäude. Das Gelände, auf dem das Munitionsdepot und dazu gehörende Gebäude errichtet wurden, war am Rande des so genannten Paradieses. Es gehörte früher zum Bistum Münster. Daher kommt die paradiesische Bezeichnung.

In der Karwoche waren die Alliierten Streitkräfte immer weiter vorgedrungen. Am Gründonnerstag standen sie vor Altenberge. Von dort gab es heimliche Warnungen. Offen durfte nichts gesagt werden, das wäre als „Zersetzung der Wehrmacht“ hart bestraft worden, bis zu standrechtlichen Erschießungen. Die Grevener, die das Depot bewachten, bekamen kurz vor zweiundzwanzig Uhr den Befehl, das Lager zu sprengen, „in die Luft zu jagen“. Bis kurz vor zwei Uhr in der Nacht zu Karsamstag wurde gesprengt. Dann widersetzten sich einige beherzte Männer den Befehlen und stoppten die Sprengungen. Das die richtige Entscheidung. Wäre das ganze Lager gesprengt worden, dann wäre von Greven nichts mehr übrig geblieben. Zeitzeugen berichten, es wäre so, als wenn die Hölle los gewesen  wäre.

Einige Teilnehmer des Treffens erzählten aus ihrer Erinnerung, was sie erlebten oder was ihnen berichtet worden war. Eine Familie von der Münsterstraße war am Karfreitag morgen mit wenigen Sachen auf dem Bollerwagen, die Kinder drauf oder an der Hand,  nach Gimbte zu Verwandten gegangen. Als sie über Ostern ins Haus zurück kamen, war der Schornstein bei der Sprengung ins Haus abgestürzt, die Küche voller Ruß. Willem Beuning beschrieb, dass sie im Keller des Hauses unter dem damaligen Geschäft unterirdische Stöße verspürt hätten, bevor oben die Schaufenster und Wohnungsfenster unter dem Druck zerbarsten.

Ludger Hidding, damals ein kleiner Junge, fand mit Familie und Nachbarn Schutz im Keller bei Waltermann an der Mühlenstraße. Das Familienhaus wurde, wie auch andere Häuser in der Nähe, durch die Druckwellen erheblich beschädigt. Auch nördlich der Gronenburg gab es Schäden. In einem Haus am Ende der heutigen Emsdettener Straße, hatten die Bewohner, wahrscheinlich vorgewarnt, die Fenster offen gelassen, bevor nach unten in den Hauskeller gingen. Allerdings fiel das große Familienkreuz von der Wand und der Korpus brach in der Mitte durch.

Ludger Hidding erzählte aus der Zeit danach, dass sie wieder beim Bombenalarm im Keller bei Waltermann saßen. Dabei waren auch Kriegsgefangene, die zwangsverpflichtet auf dem Hof arbeiteten. Auf einmal kam ein Soldat, Engländer oder Kanadier, bewaffnet mit einer Maschinenpistole, wollte sich den Waltermann schnappen und mit der Drohung „du Nazi“ raus zerren. Da sprang einer der Kriegsgefangenen auf und rief „der kein Nazi, Nazis auf andere Straßenseite“. Der Soldat ließ von ihm ab und zog sich zurück. Dieser Kriegsgefangene war Jean Ratineau aus La Rochelle. Zu seiner Geschichte gehört auch, dass er Jahre nach dem Krieg nach Greven kam, um die Familie Waltermann zu besuchen. Und sich für die menschliche Behandlung damals zu bedanken. Es wurden auch noch weitere Erlebnisse und Erinnerungen erzählt.

In der Zusammenfassung war man sich einig, dass man heute dankbar sein kann, die Zeit überstanden zu haben. Und dankbar, dass in der Karfreitag-Nacht mutige Männer in dem Munitionslager der Gronenburg die Sprengung abbrachen und die Vernichtung Grevens verhindert haben. Es gab zwar um Pfingsten noch einmal Explosionen aus dem Lager, aber die Meinungen über deren Ursache gingen auseinander. Einige Teilnehmer sprachen auch davon, dass einen gerade heute die Spannungen weltweit nicht unberührt lassen und man hofft, dass es nicht zum Schlimmsten kommt.

Zum Ende des Nachmittags wurde wieder das Grevener Heimat-Lied gesungen. Es ist geplant,  beim April-Treffen den aktuellen Film über „Greven – 75 Jahre Stadtrechte“ zu zeigen Der Termin ist der 30. April um 15 Uhr beim Heimatverein in der Alten Post.

Hanz Schreiber
Plattdütsker Krink im Heimat-Verein Greven e.V.

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