Hausrekonstruktionen am Sachsenhof

Hier finden Sie weitergehende Informationen zu den einzelnen Gebäuden auf dem Sachsenhof. Außerdem geben wir Ihnen einen Einblick in die archäologischen Grundlagen der Rekonstruktion und die verwendeten Baumaterialien.

Archäologische Grundlagen der Rekonstruktion

Bei archäologischen Ausgrabungen findet man unter besonders günstigen Bedingungen erhaltene Bauteile ur- und frühgeschichtlicher Häuser, wie Pfosten-, Wand- oder Fußbodenelemente. Dies ist z.B. in den Marschengebieten der Nordseeküste der Fall, wo die Menschen ihre Sied­lungsplätze im Laufe der Jahrhunderte immer mehr erhöht haben, um sich vor Sturmfluten zu schützen. Die alten Häuser wurden demontiert und der Bauschutt mit einer Schicht Marschenboden überdeckt. Hierauf errichtete man dann die neuen Gebäude. Organische Materialien wie Holz, aber auch Leder, Knochen oder Textilien wurden auf diese Weise im feuchten Inneren eines solchen, „Wurt“ genannten, Wohnhügels luftdicht konserviert.

Zumeist sind von den vor- und frühgeschichtlichen Häusern nur noch die Standspuren als Verfärbungen im Boden zu erkennen. Bei Aufgabe eines Gebäudes wurden die Gerüstpfosten entweder herausgezogen oder sie verblieben im Boden und vergingen allmählich. Die nachfallende obere Bodenschicht konservierte die einstige Grube als eine deutlich vom anste­henden Boden abgrenzbare, dunkle Verfärbung.

Auf die gleiche Weise sind in ur- und frühgeschichtlichen Siedlungen auch andere Bodeneingriffe nachzuweisen: Eine ehemalige Vorrats-, oder Abfallgrube oder auch der eingetiefte Laufhorizont eines Grubenhauses sind noch Jahrtausende später daran zu erkennen, dass sich die Verfüllung der Grube von der natürlichen Struktur des sie umgebenden Bodens unter­scheidet.

Bei der Verfüllung derartiger Bodeneingriffe gelangte häufig auch Material von der Oberfläche des Siedlungsplatzes, z.B. Holzkohle oder Keramik, in die Erde. Daneben wurden jedoch von den Bewohnern der Siedlungen auch Abfallgruben angelegt, um unbrauchbar gewordene Gegenstände, beispiels­weise zersprungene Tongefäße, oder auch Speisereste zu entsorgen.

Leider ist die einstige Siedlungsoberfläche nur in seltenen Fällen erhalten. In der Regel ist sie mit dem meist ca. 20 bis 50 cm starken Mutterboden durch landwirtschaftliche Bearbeitung völlig durchmischt oder durch Erosion verla­gert worden, so dass hier keine Beobachtungen mehr möglich sind.

Die im Boden erhaltenen Reste der materiellen Kultur, die sogenannten Bodenaltertümer, sind die wichtigste Quelle bei der Erforschung von mehr oder weniger schriftlosen Kulturen, die den größten Anteil an der Mensch­heitsgeschichte haben.

Die Gebäuderekonstruktionen auf dem Sachsenhof beruhen auf Ausgra­bungsergebnissen der Siedlungen Münster-Gittrup (Haupthaus, Wirtschafts­gebäude, Grubenhaus) bzw. Telgte-Woeste (Rutenberg). Anhand der Pfostenspuren konnte nicht nur der Grundrisse und die Konstruktion ermittelt, sondern mit Hilfe naturwissenschaftlicher Untersuchungen an verkohlten Hölzern auch die verbauten Holzarten ermittelt werden.

Baumaterialien

Die typischen Baumaterialien im frühmittelalterlichen Westfalen waren Holz, Lehm, Reet oder Stroh zur Dachbedeckung. Es handelt sich um die gleichen Materialien, die schon seit rund 7000 Jahren, seit der Mensch zu Beginn der Jungsteinzeit anfing, feste Häuser zu errichten, verwendet wurden.

Ähnlich wie neuzeitliche Fachwerkhäuser wiesen die frühmittelalterlichen Gebäude ein Gerüst aus tragfähigen Hölzern, zumeist Eiche, auf; dabei wurden die einzelnen Hölzer nicht von eisernen Nägeln zusammen­gehalten, sondern wahrscheinlich untereinander verzapft, möglicherweise auch mit Holznägeln verbunden oder mit Stricken zusammengebunden. Die Räume zwischen den Gerüstpfosten waren mit einem Flechtwerk aus elasti­schen Hölzern, zumeist wohl Weidenruten, ausgefüllt; unser Wort „Wand“ geht auf dieses Geflecht aus gewundenen Ruten zurück. Diese Flechtwerk­wände würden mit Sand und mit Strohteilchen vermischtem Lehm verputzt, der an der Luft härtete. Gestampfter Lehm könnte auch als Fußbodenbelag verwendet, worden sein, um das ständige Aufwirbeln von Sand zu vermeiden. Um einer vorzeitigen Zerstörung durch Schädlinge und Feuchtigkeit vorzu­beugen, wurden die Bauhölzer wahrscheinlich entrindet.

Holzkohlepartikel in den Pfostengruben könnten darauf hinweisen, dass die tragenden Pfosten in den unteren Partien oberflächlich angekohlt gewesen sind. Aus praktischer Erfahrung weiß man, dass die angekohlten Pfosten im Vergleich zu unbehan­delten wesentlich haltbarer sind. Die zusätzliche Härtung bewirkt einen besseren Schutz vor der Bodenfeuchtigkeit. Für die Lebensdauer dieser Häuser wird 30 bis 40 Jahre angenommen, das ent­spricht in etwa der durchschnittli­chen Lebenserwartung eines Menschen in dieser Zeit.

Quelle: Nicole Ellermann, Georg Eggenstein, 2001 - Der Sachsenhof in Greven

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