Teergewinnung
Holzteer und Holzpech wurden seit der Antike zum Imprägnieren von Stoffen und Leder, zum Abdichten von Gefäßen und für Leuchtzwecke verwendet. Speziell Birkenpech wurde als universeller Klebstoff, zum verbinden und einpassen unterschiedlicher Materialien eingesetzt. Mit Pech bestrichene Leinentücher nutzte man in der Medizin zur Heilung von Hautkrankheiten. Der Pechvogel erhielt seinen Namen, weil er an mit Pech bestrichenen Ästen kleben blieb.
Bronzeguss
Die Anfänge der Bronzemetallurgie sind in unserem gebiet ca. 2300 v. Chr. Zu verzeichnen. Gegen Ende der Frühbronzezeit, um ca. 1800 v.Chr., beginnt sich die Bronzetechnologie weiträumig durchzusetzen. Bronze besteht aus einer Legierung von 90 Prozent Kupfer zu 10 Prozent Zinn. Der Mensch erkannte sehr bald die Vorteile dieses Mischungsverhältnisses.
Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung
 
      
  
  Seit Jahrzehnten wird auf dem Sachsenhof Greven die experimentelle Eisenverhüttung durchgeführt. Anliegen in unserer frühmittelalterlichen Hofanlage ist es, alle Techniken zu zeigen, die ein solcher Hof beherrschen musste, um als Selbstversorger seine Existenz zu sichern. Da in unserer Region nutzbare Raseneisenerze vorkommen, gehörte auch Eisenverhüttung dazu, um einfache Eisenerzeugnisse herstellen zu können.
Anfang der 90er Jahre führte der Chemielehrer Bernd Steffen zwei Rennofenversuche durch. 1999 betrieb Professor Frank Nikulka, mit einer Studentengruppe der Uni Münster zwei Rennöfen, nach frühmittelalterlichen Ausgrabungsbefunden in Heek/Nienborg. Ab 2000 experimentierten Dr. Hermann-Josef Drexler und Bernhard Reepen regelmäßig mit der Rennofentechnik. Dabei standen frühmittelalterliche Rennofentypen im Vordergrund.
Aber auch Versuche, mit Torf als Brennstoff, wurden durchgeführt. Nachdem die Technik zuverlässig beherrscht wurde, konnten die Ergebnisse 2023 auf der EXAR (Verein für Experimentelle Archäologie) Jahrestagung in Wien, in einem Vortrag vorgestellt werden. Dort kam der Wunsch auf, alle Akteure, auch aus dem Bereich der Schmiede, zusammen zu bringen. Die Idee eines Rennofensymposiums war geboren.
Rennofen-Symposium
Auf dem Gelände des Sachsenhofs fand nun bereits zwei Mal (2004 und 2024) das internationale "Rennofen-Symposium" statt, bei denen – wie zur Sachsenzeit – in sogenannten „Rennöfen“ aus Lehm Eisen erzeugt wurden. Eine Technik, die lange als verloren galt, wurde mit der Beteiligung der Aktiven des Sachsenhofs wiederentdeckt. Teams aus ganz Europa reisten an, um ihr Wissen mit den Grevener Experten auszutauschen und in den auf dem Sachsenhof aufgebauten „Rennöfen“ die frühmittelalterliche Schmiedekunst zu demonstrieren. Solch ein Ereignis findet nur alle paar Jahrzehnte in unserer Region statt. Alle Interessierten waren eingeladen, vor Ort die Eisenherstellung zu beobachten und sich von den Experten erklären zu lassen.
Die Besonderheit bei der Eisenherstellung zur Sachsenzeit ist die Technik, die unsere Vorfahren mit ihren eher beschränkten Ressourcen nutzten, um an Eisen zu kommen. Dieses gewannen sie aus eisenhaltigen Rasen-Erzen, die hier in der Region gesammelt wurden. Für den Schmelzprozess bei Temperaturen zwischen 1000 und 1200 Grad nutze man so genannte „Rennöfen“, die aus Lehm aufgebaut und mit Holzkohle befeuert wurden. „Renn…“ deshalb, weil nach der Schmelze zunächst die verflüssigte Schlacke aus dem Ofen rann, während das schmiedbare Eisen dann als feuersprühender Klumpen aus dem Rennofen geerntet wird, der dafür in der Regel zerschlagen werden muss. Das alte Wissen über diesen Prozess war verloren gegangen, da unsere sächsischen Vorfahren keine Aufzeichnungen hinterließen und mit der Erfindung moderner Verhüttungsmethoden im Mittelalter sowie der Entwicklung von Hochöfen diese sehr aufwändige Methode der Eisengewinnung überflüssig wurde.
Der Impuls, das alte Wissen zu rekonstruieren, kam, als 1999 ein Team der Archäologie der Uni Münster mit versierten Mitgliedern des Sachsenhof-Teams des Grevener Heimatvereins vor Ort ein Rennofen-Experiment starteten. Inzwischen hat sich daraus ein Projekt der experimentellen Archäologie entwickelt, an dem Universitäten im In- und Ausland sowie zahlreiche Archäologen beteiligt sind, besonders auch die Archäologie des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, die der Arbeit am Sachsenhof sehr verbunden ist.
Downloads / Wissenswertes
- Aufkohlen-von-Rennofeneisen.pdf (161,3 KiB)
- Aufkohlversuch-2--30.05.15.pdf (415,2 KiB)
- Bericht-Aufkohlversuch1-03.05.14.pdf (374,3 KiB)
- Bericht-Versuch-90-v.-08.09.24-Greven-Symposium.pdf (635,8 KiB)
- Erzanalysen-der-Erze-vom-Rennofensymposium-2024-am-Sachsenhof-Greven.pdf (1,5 MiB)
- Protokoll-Aufkohlversuch-1-vom-03.05.14.pdf (10,0 KiB)
- Protokoll-Aufkohlversuch-2-30.05.15.pdf (12,3 KiB)
- Protokoll-I-Aufkohlversuch-1-vom03.05.14.pdf (12,8 KiB)
- Protokoll-Versuch-90-v.-08.09.24-Greven-Symposium.pdf (28,4 KiB)
Köhlern
Es ist anzunehmen, dass die Menschen das Verfahren, Holzkohle aus Holz herzustellen, schon so lange kennen, wie sie Metalle gewinnen und verarbeiten (z. B. Kupfererzverhüttung im vorderen Orient ab ca. dem 5. Jahrtausend v. Chr.). Schon der Grieche Theophrast (ca. 3. Jahrhundert v. Chr.) und der Römer Plinius d. Ä. (ca. 1. Jahrhundert n. chr.) beschrieben eingehend die Kunst des Köhlerns, der Herstellung von Holzkohle im Meilerbrand.
Schon in der Bronzezeit und spätestens mit Beginn der Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.) breitete sich in Europa die Holzkohlebereitung aus. Zur Gewinnung des elementaren, schmiedbaren Eisens aus dem in der Natur vorkommenden Eisenerz, in der Rennfeuerverhüttung, sind Temperaturen zwischen 1000°C und 1200°C erforderlich. Bei der Verbrennung von Holzkohle werden wegen des höheren Brennwertes viel höhere Temperaturen erreicht als bei einer Holzverbrennung.
 
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                         
                        